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Zeichnen mit Buntstiften

Buntstifte sind ein wunderbares dynamisches Medium, das von Künstlern und Hobbyisten gleichermaßen geliebt wird, weil sie so einfach zu verwenden sind.

In diesem Artikel werde ich Dir helfen herauszufinden, welche Buntstifte für Dich geeignet sind - wir werden sprechen über so wichtige Themen wie Qualität, Konsistenz, Typ, Beständigkeit, Marke, und was ich für die besten Buntstifte halte. 

Jedes Kind zeichnet schon mit Buntstiften. Du hast das sicher auch getan und erinnerst Dich wahrscheinlich an die harten Stifte mit den blassen Farben - viel zu langweilig, um sich für diese Zeichentechnik zu begeistern. 

Buntstifte

Das ist auch der Grund, weshalb Buntstifte bis zum heutigen Tag ein eher schlechtes Image haben. Buntstift - das klingt immer ein wenig nach Kindertagen und nach Strichmännchen mit Besenhänden. 

Selbst als in den 1930er Jahren hochwertige Buntstifte auftauchten, wurden sie hauptsächlich von bescheidenen Illustratoren oder Grafikern verwendet. 

Bildende Künstler verwendeten sie manchmal zum Skizzieren und Planen, aber nicht zum Erstellen fertiger Kunstwerke. 

Diese Haltung begann sich ab den 1960er Jahren zu ändern, als die ersten Künstler anfingen, Buntstifte wegen ihrer Vielseitigkeit und Ausdrucksfähigkeit zu nutzen. Heutzutage gelten sie als legitimes Kunstmedium.

Mit Bunt- oder Farbstiften können ausdrucksstarke Zeichnungen entstehen - egal, ob abstrakt, detailliert oder fotorealistisch. 

Da Buntstifte teilweise transparent sind (auch als "halb-opak" bezeichnet), arbeitet man im Allgemeinen von hell nach dunkel. So baut man die Farben langsam auf. 

Aquarellstifte sind berühmt für ihre durchscheinende Qualität. Außerdem kann man wesentlich besser Lasuren damit zeichnen als mit Buntstiften. 

Buntstifte eignen sich eher für das Auftragen von kräftigen, undurchsichtigen Farben, entweder durch stärkeres Drücken oder durch Überlagern und Mischen. 

Damit sind sie nicht nur vielseitig, sondern auch praktisch und problemlos. Sie sind leicht und gut zu transportieren, sodass man mit ihnen reisen und vor Ort zeichnen kann. Und sie sind auch sehr langlebig. Man muss sich keine Sorgen machen, dass die Stifte austrocknen, wie es jeder Farbe oder Markern passieren kann. Farbstifte erfordern auch kein zusätzliches Zubehör, wie man es vielleicht für ein Medium wie Ölfarbe benötigt. Mit einem Set Buntstifte, einem Anspitzer und einem bescheidenen Skizzenbuch kann man viel erreichen.

Farbstifte können gemischt werden, um glatte Tonabstufungen zu erzielen. Dies kann leicht durch Lasuren oder Polieren oder mit Hilfe von Lösungsmitteln, Mixstiften / Markern und sogar Babyöl erfolgen. Man kann Farbaufträge erstellen, die so glatt sind, dass das Endergebnis wie ein Ölgemälde aussieht.

Neue Farbtöne und -abstufungen kann man erzeugen, indem man Farben überlagert (optisches Farbmischen genannt). Man kann allerdings keine neuen Farben direkt mischen (wie es z.B. bei Öl- oder Acrylfarbe möglich ist.) 

Farbstifte sind in einer Vielzahl von Farben erhältlich, die normalerweise einzeln erworben werden können. Man muss sich deshalb auch keinen größen Kasten zulegen, um zu beginnen - ein paar einzelne Stifte tun es auch. 

Farbstifte können auch mit anderen Medien wie Graphit, Markern, Gelschreibern, Aquarellen, Buntstiften, Pastellen und Gouache kombiniert werden.

Meine Lieblingskombination besteht aus einer Mischung zwischen Pan Pastell und Buntstift - die Pastelle für den Untergrund, und die feinen Details dann mit Buntstift. 

Ein großer Nachteil dieser Zeichentechnik ist, dass man nicht oder beinahe nicht korrigieren kann. Selbst der beste Radiergummi ist bei Buntstiften machtlos. 

Es gibt wohl radierbare Stifte,  die Prismacolor Col-Erase-Stifte, aber die sind in Europa nicht erhältlich. Oder noch nicht.

Qualität

Wenn Dein Budget es zulässt, empfehle ich Dir, immer Buntstifte in Künstlerqualität zu kaufen. Sie kosten zwar mehr, aber das liegt daran, dass sie einen höheren Pigmentanteil enthalten, der zu kräftigeren, kräftigeren Farben führt.

Buntstifte in Künstlerqualität sind außerdem lichtecht (siehe unten) und normalerweise weicher, wodurch sie einfacher zu verwenden und zu mischen sind. Sie bieten auch eine größere Farbpalette und können bei Bedarf einzeln gekauft werden.

Arten von Buntstiften

Es gibt drei Haupttypen von Buntstiften: auf Wachsbasis, auf Ölbasis und wasserlöslich. 

Hinweis: Man kann diese verschiedenen Arten von Buntstiften in derselben Zeichnung miteinander kombinieren und vermischen. 

Farbstifte auf Wachsbasis

z.B. Polychromos von Faber Castell (Anmerkung: Offiziell werden die Polychromos als Farbstifte auf Ölbasis verkauft. Mag sein, dass als Bindemittel vorwiegend Öl verwendet wird. Aber eben auch Wachs. Und leider auch mehr, als gemeinhin in Farbstiften auf Ölbasis verwendet wird. Darum zähle ich die Polychromos persönlich eigentlich zu den Wachsstiften). Lest dazu bitte auch meinen Beitrag über     Wachsblumen.
Eine diesbezügliche Anfrage von mir an Faber Castell blieb leider unbeantwortet.

Die Buntstifte von Prismacolor sind auch Buntstifte auf Wachsbasis.

Farbstifte auf Ölbasis

z. B. DERWENT Lightfast

Wasserlösliche Farbstifte

z. B. Caran D'Ache Supracolor Soft

Ich selbst verwende eigentlich keine Stifte auf Ölbasis - meine favorisierten Marken sind die Polychromos, von denen ich alle 120 Farben besitze, und die oben genannten Caran D'Ache Supracolor Soft. Auch davon einen ganzen Kasten mit allen Farben. 
 
Die meisten Buntstifte basieren auf Wachs. Die richtige Menge Wachs verleiht dem Stift eine glatte Textur, die den Pigmentfluss über die Oberfläche unterstützt. Das Wachs hilft auch dabei, dass die Farbpigmente an der Oberfläche oder an anderen Farbschichten haftet. 

Der einzige Nachteil von Wachsfarbstiften ist die sogenannte Wachsblume, ein natürlicher Oxidationsprozess, bei dem das Wachs an die Oberfläche des Kunstwerks steigt und einen blassen Dunst hinterlässt. Die Farbe sieht dann aus wie eingestaubt. Normalerweise tritt diese Wachsblume nur auf, wenn man viele schwere, dunkle Farben verwendet. (Artikel hier)



Farbstifte auf Ölbasis
binden das Pigment mit Öl und verteilen es auf der Oberfläche (sie enthalten jedoch trotzdem noch etwas Wachs). In der Praxis bedeutet dies, dass sie eine etwas andere Konsistenz haben und keine Wachsblume bilden.

Die meisten Stifte auf Ölbasis sind mittelweich: etwas fester als viele Stifte auf Wachsbasis. Man muss mehr Aufwand betreiben, um Flächen damit einzufärben, dafür aber behalten sie länger eine gute Spitze. Durch die festere Mine brechen sie auch nicht so leicht und müssen nicht so oft gespitzt werden. 

Farbstifte auf Ölbasis haben jedoch einige Nachteile. Sie neigen eher zum Verschmieren und sind noch schwerer zu korrigieren/radieren. Sie sind außerdem tendenziell teurer und haben eine begrenzte Farbpalette (je nach Marke). Trotz des Preisunterschieds sind Buntstifte auf Ölbasis von Natur aus nicht besser oder schlechter als ihre Gegenstücke auf Wachsbasis.

Ich persönlich bemerke keinen großen Unterschied zwischen Buntstiften auf Wachs- oder Ölbasis. Wenn es um praktische Belange wie Mischen und Farbvibranz geht, kann ich gut mit beiden Typen arbeiten. Ich habe festgestellt, dass andere Faktoren wie Sorte, Marke und Konsistenz viel wichtiger sind als die Verwendung von Wachs oder Öl im Bindemittel. 

Darum machen auch die meisten Hersteller nicht deutlich, ob ihre Stifte auf Öl oder Wachs basieren, was darauf hinweist, dass dies kein entscheidender Unterschied ist.

Falls Du Dir keine Sorgen um die Wachsblüte machst oder Du generell die Konsistenz von Buntstiften auf Ölbasis bevorzugst, dann empfehle ich Dir hochwertige Farbstifte auf Wachsbasis, die ganz sicher eine bessere Kombination aus Preis und Leistung bieten. 

Meine bevorzugten Marken sind die Polychromos von Faber Castell und die Luminance von Caran D'Ache. 

Da man Buntstifte nicht so einfach mischen kann wie Farbe, um neue Farbtöne und Farbabstufungen zu erzielen, sind die meisten Buntstifte in Künstlerqualität in einer Vielzahl von Farben erhältlich.

Im Allgemeinen kaufe ich gerne so viele Farben wie möglich, aber es ist auch sehr leicht, dabei ein wenig zu übertreiben. Mein Atelier quillt über von Stiften aller Sorten. Du solltest am Ende keine Stifte kaufen, die Du nie verwendest. Ich empfehle Dir daher, mit einem 24-Farben-Set zu beginnen und dann nach Bedarf weitere Stifte einzeln dazuzukaufen.

Sobald Du Deine Stifte haben, ist es eine gute Idee, eine Farbkarte zu erstellen. Das wird Dir beim Zeichnen enorm helfen. Man muss die Farbkarte nicht selbst erstellen - suche mal im Web oder auf Pinterest nach "Empty Color Chart". 

Dauerhaftigkeit 

Alle Kunstmedien können mit der Zeit verblassen, wenn Licht und Feuchtigkeit die molekularen Bindungen der Farben auflösen. Die Fähigkeit, diesem Prozess zu widerstehen, wird als "Lichtechtheit" bezeichnet und ist ein wichtiges Anliegen für bildende Künstler, die möchten, dass ihre Arbeit von Dauer ist.

Wenn Du Buntstifte in Künstlerqualität verwendest und kein professioneller Künstler bist, dann würde ich mir keine Sorgen um Lichtechtheit machen. Da Künstler-Buntstifte Pigmente verwenden (im Gegensatz zu den Farbstiften aus dem Supermarkt, die leichter verblassen), sind Buntstifte in Künstlerqualität für die meisten Künstler ausreichend lichtbeständig. 

Hilfsmittel

Theoretisch benötigt man keine Hilsmittel für Bunstifte.

Man kann ein Fixiermittel auf fertigen Werken anbringen, um Verschmutzungen und Wachsblüten zu verhindern. 

Ich selbst benutze seit mehr als 20 Jahren matten Klarlack - nicht nur zum finalen Fixieren, sondern auch zwischendurch.  Gelegentlich ruft das bei meinen Künstlerkollegen ein leichtes Stirnrunzeln hervor 🙂

Matter Klarlack enthält feinste Partikel, die man mit bloßem Auge nicht sehen kann. Aber man kann sie spüren, wenn man seine Zeichnung einige Male mit Klarlack eingesprüht hat (jede einzelne Schicht gut trocknen lassen, am besten über Nacht). Durch den Lack erhält das Papier eine sehr feine, rauhe Textur - ein wunderbarer Malgrund für Buntstifte. Und auf diese Weise vermeidet man auch, dass die Farbschicht so gesättigt ud so glatt ist, dass man nicht mehr darauf zeichnen kann. 

In Amerika erhält man in Künstlerbedarfsläden ein sogenanntes Textur-Fixativ, dass speziell für das Arbeiten mit Buntstiften entwickelt wurde und dafür sorgt, dass auf den einzelnen Farbschichten die Textur erhalten bleibt - tja, wie gesagt, in Amerika. Hier in Europa gibt es dieses Fixativ nicht. Meine Alternative, wie oben bereits erwänt, ist matter Klarlack.

Ausprobieren solltest Du beides: Klarlack, Fixativ, aber bitte keinen Haarlack! Wichtig ist eigentlich, dass Du Deine eigenen Vorlieben findest, die auch zu Deiner Technik passen.

Marken
 
Beim Vergleich der Marken kann man feststellen, dass alle eine einzigartige Kombination aus Preis, Konsistenz, Beständigkeit, Farbpalette und Pigmentkonzentration aufweisen. Einige Marken sind objektiv besser als andere, aber wenn es um die führenden Marken geht, hängt ein Großteil des Unterschieds vom persönlichen Geschmack ab.

Im Allgemeinen sind meine Lieblingsmarken Caran d'Ache, Faber-Castell und Derwent. Sie haben sich bewährt und bieten hochwertige Produkte für Künstler.

Um zu beginnen, musst Du natürlich herausfinden, mit welchen Stiften Du am liebsten arbeitest. Es ist vielleicht eine gute Idee, ein paar einzelne Stifte von verschiedenen Marken zu kaufen und damit ein wenig zu experimentieren. Sobald Du DEINE Marke entdeckt hast, kann es sich lohnen, ein Set zu kaufen.

Vielleicht auch interessant:

Was ist eine Wachsblume? Wodurch entsteht sie und wie kann man sie entfernen?

Eine Wachsblume ist ein Zustand, der eine Buntstiftzeichnung aussehen lassen kann, als hätte sie einen Milchschleier oder eine dicke Staubschicht.. 

Die Wachsblume tritt immer dann auf, wenn Buntstifte verwendet werden, die viel Wachs enthalten. Und man in vielen Lasuren arbeitet, die am Ende mit viel Druck verblendet und poliert werden. 

Buntstifte verblenden


Die Arbeit mit Buntstiften macht viel Spaß und man kann mit diesem Medium erstaunliche Zeichnungen erstellen. Jedenfalls wenn man weiß, wie man die Stifte gebrauchen muss und wie man das Optimale aus dieser Technik herausholt.

Estompen versus Tortillon


Estompen bestehen wie Tortillons auch aus massivem gepresstem Löschpapier und man verwendet sie, um auf Zeichnungen Linien zu verwischen und zum Gestalten von weichen Farbflächen und sanften Tonwertübergängen.

Was sind die Unterschiede?