Akademie für Realistische Malerei und altmeisterliche Techniken
Ölmalerei Level 1 | Tulpen malen und die richtige Verwendung der Farbe Rot
Ihr erstes kleines Stilleben. Bei diesem Bild lernen Sie, wie man weiche Übergänge von Farbverläufen malt. Desweiteren zwei sehr alte Maltechniken - das Tamponieren und die Auswaschtechnik. Durch das Tamponieren werden Ihre Farbflächen schön glatt und ebenmäßig. Und natürlich geht es um die richtige Anwendung von Farbe: Wie mischt man Rot? Wie dunkelt man die Farbe ab, damit sie nicht braun wirkt? Und wie hellt man sie richtig auf, damit kein Rosa daraus wird?
1. Das Bild übertragen Drucken Sie sich obige Skizze der Tulpen auf A3 aus. Wenn Sie keinen A3-Drucker haben: die meisten Copy-Shops können das auch. Übertragen Sie das Bild dann mit Saralpapier auf das Paneel. Achten Sie darauf, dass alle Linien gezeichnet sind - das spart Ihnen viel Sucherei nach den richtigen Umrissen beim Malen. Sollten einige Linien auf dem Paneel sehr schwach und kaum sichtbar sein, dann zeichnen Sie sie vorsichtig mit einem Bleistift nach. 2. Der Aufbau Ölgemälde in traditionellen Techniken werden stets in verschiedenen Schichten aufgebaut. In der Untermalung legen Sie die Blumen an, aber auch den Hintergrund.
Mit einem trockenen Katzenzungenpinsel wird eine frisch gemalte Fläche vorsichtig getupft - das glättet die Farbe und sorgt für feine Farbübergänge.
Alle hellen Bereiche in der Untermalung werden in der Auswaschtechnik angelegt. Und die funktioniert so:Spülen Sie Ihren Pinsel gut in Terpentinöl aus, er darf keine Farbe enthalten. Mit dem nassen Pinsel fahren Sie nun über die frisch gemalte Fläche und waschen damit einen Teil der Farbe wieder weg. Zwischendurch den Pinsel stets wieder auswaschen. Achten Sie jedoch bitte darauf, dass der Pinsel nicht so nass ist, dass sich Tropfen bilden.
Beide Techniken werden im Film demonstriert.
Im Moment brauchen Sie 4 Farben auf der Palette:
Vielleicht können Sie sich diese Farben ausdrucken und zum Vergleichen neben Ihre Palette legen. Arbeiten Sie (wenn Sie Rechtshänder sind) stets von links nach rechts, bzw. von rechts nach links, wenn Sie Linkshänder sind. Ansonsten kann es leicht passieren, dass Ihre Hand in der frischen Farbe liegt. Malen Sie ein Blütenblatt nach dem anderen, und legen Sie bereits jetzt in diesem Stadium die Farbnuancierungen an (Licht und Schatten). Dadurch kriegen die Blätter eine dreidimensionale Form. Bringen Sie die Farbe auf das Blütenblatt, und danach tamponieren Sie die gemalte Fläche mit einem nicht zu breiten Katzenzungenpinsel. Schauen Sie sich dazu das Video an. Die linke Tulpe ist die hellste von allen - hier werden die hellsten Bereiche mit einer Mischung aus Kadmiumrot und Kadmiumgelb angelegt. Die mittleren Farbtöne sind reines Kadmiumrot. Um Kadmiumrot etwas abzudunkeln, verwendet man Krapplack. Um es noch dunkler zu kriegen, mischt man Kadmiumrot mit Krapplack und Lasur-Rotbraun, oder sogar mit Krapplack und Vandyck-Braun.. Die hellsten Bereiche auf den Blütenblättern (Lichtreflexionen) werden nicht gemalt, sondern an diesen Stellen wird die bereits angebrachte Farbe wieder mit Terpentin ausgewaschen.
Beginn Untermalung
Für das Anlegen des Hintergrunds benötigen Sie folgende Farben:
Mischung aus Paynesgrau, Lasur-Rotbraun und ein kleines bisschen Titanweiß
Mischung aus Paynesgrau, Lasur-Rotbraun, mehr Titanweiß
Mischung aus ein wenig Paynesgrau, ein wenig Lasur-Rotbraun und viel Titanweiß
Vielleicht haben Sie ein Grau bisher stets aus Schwarz und Weiß gemischt. Versuchen Sie heute mal ein farbiges Grau aus Paynesgrau, Lasur-Rotbraun und Titanweiß. Sie können das Grau modulieren: soll es ein wärmeres Grau werden, dann geben Sie mehr Lasur-Rotbraun an Ihre Farbmischung. Soll es kühl wirken, dann geben Sie mehr Paynesgrau an die Farbe. Farbiges Grau hat gegenüber einem mit Schwarz gemischten Grau zwei große Vorteile: 1. Man kann es durch Farbmodulation besser an sein Bild anpassen und2. trocknet ein farbiges Grau besser und schneller. Mischen Sie sich auf Ihrer Palette obige 3 Farbtöne. Bringen Sie die Farbe auf's Paneel und tamponieren Sie die gesamte Fläche und auch die Farbübergänge mit einem trockenen Katzenzungenpinsel. Vielleicht benötigen Sie auch noch einen weiteren - etwas größeren Katzenzungenpinsel. Pinsel trocken halten Streichen Sie Ihre Pinsel zwischendurch immer wieder trocken an einem alten Lappen, ansonsten funktioniert das Tamponieren nicht. Lassen Sie Ihr Bild eine Woche trocknen. Schauen Sie sich nach dieser Trockenzeit Ihren Hintergrund kritisch an. Ist er so, wie er sein soll? Farbübergänge schön weich und auch das Paneel scheint nirgendwo mehr durch? Wenn nicht, dann wiederholen Sie diesen Arbeitsschritt und tamponieren das Paneel ein zweites Mal.
Hintergrund anlegen
Für das Anlegen der Stiele und Blätter benötigen Sie lediglich Ultramarin und Kadmiumgelb. Das ist Ihre Basisfarbe. Durch mehr Zugabe von Ultramarin wird das Grün dunkler, bei mehr Zugabe von Gelb wird es heller. Um ein paar Variationen des Grüns zu erhalten (kann man auf den Blättern anwenden), mischen sie sich noch ein weiteres Grün aus Kadmiumgelb, Indigo und ein wenig Lasur-Rotbraun. Beginnen Sie wieder links auf dem Bild (vice versa, wenn Sie Linkshänder sind) und malen Sie die Stiele und Blätter der Reihe nach. Spielen Sie ruhig ein wenig mit den verschiedenen Grüntönen, ganz besonders auf den Blättern der Tulpen. Verschiedene Schattierungen geben einem Bild mehr Tiefe und Echtheit.
Damit ist unsere Untermalung abgeschlossen. Nun beginnt die zweite Phase unseres Bildes.
Für das Malen des Bodies benötigen Sie folgende Farben:
Für die Highlights: Mischung aus Kadmiumrot und ein wenig Kadmiumgelb
Schattenfarbe 1: Mischung aus Kadmiumrot, Lasur-Rotbraun und Krapplack
Schattenfarbe 2: Mischung aus wenig Kadmiumrot und mehr Lasur-Rotbraun und Krapplack
Schattenfarbe 3: Mischung aus Kadmiumrot, Lasur-Rotbraun, etwas Vandyk-Braun und Krapplack
Auf der Seite unseres Inhaltsverzeichnisses stehen einige erläuternde Texte. Unter anderem "Die drei Phasen eines Ölgemäldes". Wenn Sie diesen Text gelesen haben, dann wissen Sie, dass nun die zweite Phase unseres Bildes beginnt. Der Body. In dieser Phase werden Farben korrigiert, sowohl die Farbtöne, aber auch Hell und Dunkel. Desweiteren werden Lichter und Schatten vertieft und alle Farbnuancen angelegt. Während wir in der ersten Phase die Farbflächen grob angelegt haben, schauen wir nun genauer hin: Welche Farbschattierungen gibt es innerhalb einer Fläche? Achten Sie auch auf Ihre Konturen. Saubere, klare Linien sind ein Muss in der realistischen Malerei.
So sieht mein Bild im Moment aus. Wenn Sie auch soweit sind, dann lassen Sie Ihr Bild jetzt gut trocknen. Ein paar Tage, besser noch eine Woche.
Lasuren kann man auf verschiedene Weisen anlegen. Zwei davon möchte ich Ihnen hier vorstellen. Methode 1 Man reibt den zu malenden Bereich des Bildes mit Liquin oder Malmittel ein. Malmittel wäre das traditionelle Mittel, Liquin ist etwas moderner. Liquin hat außerdem den Vorteil, dass es a) nicht gilbt undb) schneller trocknet. Das Liquin oder Malmittel auf der Bildoberfläche sorgt dafür, dass die bereits getrocknete und die frische Farbe miteinander verschmelzen ohne sichtbare Ansätze oder Pinselspuren. Methode 2 Die Farbe wird sehr wässrig auf die trockene Farbschicht aufgebracht und dann mit einem trockenen, weichen Pinsel verblendet.
Ich arbeite hier zuerst an der linken Tulpe. Sie ist die hellste von allen. Deshalb sind auch die Schatten heller als bei den anderen Blumen. Um Ihre Schattenfarbe etwas aufzuhellen, geben Sie mehr Kadmiumrot an die Farbe. Um Lichter zu betonen, mischen Sie ein wenig Gelb mit Kadmiumrot. Achten Sie darauf, dass es nicht zu viel Gelb ist. Aus dem Kadmiumrot muss ein helles Rot werden, und kein Orange. Kontrollieren Sie die Kontur jedes Blütenblattes. Jedes Licht. Jeden Schatten. Und bessern Sie nach, wo es notwendig ist.
Mischen Sie sich als erstes mindestens 2 Grüntöne. Ein helles Lindgrün aus Kadmiumgelb und ein wenig Ultramarin. Und ein dunkles Grün aus etwas Kadmiumgelb, Ultramarin und ein wenig Lasur-Rotbraun. Sie können auch verschiedene Grüntöne mischen, das macht Ihre Tulpenstiele und Blätter realistischer. Versuchen Sie ein kleines Experiment: Mischen Sie etwas mehr Blau an Ihr Grün. Das Resultat ist ein blaustichiges Grün. Durch mehr Zugabe von Lasur-Rotbraun wird das Grün wärmer. Spielen Sie ein wenig mit den Farben, indem Sie verschiedene Farbmischungen ausprobieren. Probieren Sie, diese Farbnuancen in Ihrem Bild unterzubringen. Aber nun zum Bild: Malen Sie einen dunkelgrünen Streifen auf den Bereich des Stiels, der den meisten Schatten enthält. Tamponieren Sie dieses dunkle Grün in die hellen Bereiche des Stiels hinein. Schließlich wollen wir keinen Stiel mit Streifen, sondern weiche Farbübergänge. Anschließend malen Sie einen hellgrünen Steifen auf die linke Seite des Stiels und tamponieren dieses Licht in den dunklen Schatten hinein. Das Resultat ist ein schöner, weicher Farbübergang. Auf diese Weise malen Sie alle Stiele. Auch die Blätter enthalten bereits Schatten. Die werden nun in diesem Arbeitsgang lediglich verstärkt.
Kommen wir nun zur letzten Phase unseres Bildes. Wir malen die Details! Als erstes reibe ich die linke Tulpe mit Liquin ein. Nur die linke, mehr nicht. Würde ich alle Stellen einreiben, an denen ich heute malen will, dann würde das Liquin beginnen zu kleben, wenn ich bei der mittleren Tulpe angelangt bin. Das Kleben zeigt an, dass der Trocknungsprozess bereits eingesetzt hat. Mischen Sie sich ein helles Orange. Das besteht aus Kadmiumrot, Kadmiumgelb und einem kleinen bisschen Titanweiß. Mit dieser Farbmischung und einem sehr feinen Pinsel bringen wir jetzt etwas Struktur auf die Blütenblätter. Traditionell wird danach eigentlich mit einem Fächerpinsel tamponiert. Ich selbst bevorzuge allerdings einen alten, schon etwas angefressenen Katzenzungenpinsel. Der hat im Laufe der Zeit einige Haare verloren und ist etwas borstig geworden. Damit eignet er sich prima für das Vertreiben meiner Farbstrukturen.
... bezeichnet man übrigens den Vorgang, wenn Farbe mit einem trockenen oder abgetrockneten Pinsel in die unterliegende Farbschicht eingearbeitet wird.
Es ist immer besser, die Lasuren für die Details in mehreren Lagen zu malen. Mehrere dünne Farbschichten übereinander sehen immer besser und gekonnter aus als eine dicke Farbschicht.
Streichen Sie die Lichter gut aus, damit man keine Farbansätze sieht. Wenn sie die linke Tulpe fertig haben, dann reiben Sie die mittlere Tulpe mit Liquin ein und setzen Sie dort Ihre Arbeit fort. Meine rechte Tulpe lasse ich, wie sie ist. Kontrollieren Sie Ihre Tulpen, ob sie natürliche Strukturen aufweisen oder doch ein wenig wie aus Plastik aussehen. Sie müssen ein Gefühl dafür entwickeln, wann ein Bild oder ein Bilddetail fertig ist. Keine Sorge, dieses Gefühl stellt sich irgendwann von selbst ein. Als letztes bringe ich noch etwas Lasur-Rotbraun auf den Blättern und Stielen an. Nur als dünne Lasur, um das Grün ein wenig natürlicher wirken zu lassen. Damit sind wir am Ende unseres Bildes angekommen.
Vielleicht auch interessant:
In dieser Übung geht es um Fell. Kurzes Fell, langes Fell. Glänzendes Fell, stumpfes Fell. Daher ist dieses Bild eigentlich ein MUSS für jeden, der gern Tiere malt.
Das Malen eines schwarzen Objekts wirft manchmal Fragen auf. Wie male ich einen schwarzen Hund oder schwarze Kleidung?Es ist wichtig zu erkennen, dass Schwarz überhaupt nicht schwarz ist. Zumindest nicht so schwarz wie die Farbe aus Ihrer Tube.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, weiche Farbübergänge mit Ölfarben zu zaubern. Ich möchte Ihnen hier eine Methode vorstellen, mit der ich sehr oft arbeite. Andere Methoden finden Sie auch in meinen Videos.
Eine Grisaille ist normalerweise eine Untermalung in Grautönen (daher auch das Wort Grisaille - im Französischen bedeutet es Grau in Grau). Man kann sie in Schwarz und Weiß malen. Andere Varianten sind Verdaccio (mit Grüntönen), Brunaille (Brauntöne), Dead Color (matte, gedämpfte Formen der Erdfarben) und so weiter.