Kunstakademie Artis

Akademie für Realistische Malerei und altmeisterliche Techniken

 Ölmalerei Level 1    |     ​​Was ist eine Imprimatura?

Was versteht man unter einer Imprimatura?

Unter Imprimatura versteht man das erste Tönen der Leinwand.
 
Imprimatura ist übrigens der englische Begriff, der sich inzwischen überall durchgesetzt hat. Im Deutschen spricht man von Imprimitur.

Die Tönung besteht traditionell aus einer Erdfarbe wie gebrannter oder natürlicher Umbra oder roher Sienna. Wenn Sie diesen Farbton auf Ihre Leinwand malen, dann erhalten Sie einen transparenten, getönten Untergrund, auf dem Sie weiterarbeiten können.

Diese Schicht hat mehrere Funktionen.

Durch das Tönen wird die Leinwand versiegelt, die darunter liegende Zeichnung geschützt.

Diese erste Farbschicht beschleunigt den Bildaufbau. 

Die erdfarbene Grundierung fungiert als Mittelton. Sie müssen dann nur noch an den Lichtern und Schatten arbeiten. 

Das bedeutet, dass man mit sehr wenig Aufwand schnell ein Gefühl und eine Stimmung für das Bild entwickeln kann.

Imprimatura

Leonardo da Vinci

Wenn Sie die Vorzeichnung Deines Bildes VOR dem Anbringen der Imprimatura machen wollen, dann zeichnen Sie Ihr Bild mit Bleistift oder Kohle vor. Danach müssen Sie es mit Tusche (Acrylfarbe geht auch) nochmals nachzeichnen, weil das Übermalen mit Ölfarbe sehr leicht dazu führen kann, dass sich Ihre Vorzeichnung ins buchstäbliche Nichts auflöst.

Das ist übrigens die deutsche Variante der Imprimatura.

Die Italiener machen es etwas anders: Da wird als erstes die Leinwand getönt, danach kommt die Vorzeichnung. Welche dieser beiden Varianten besser ist? Ich denke, jeder Künstler muss seine eigenen Vorlieben entdecken.

Das ist meine Vorliebe, wenn es um Imprimatura geht:

Die ersten 3 Arbeitsschritte:

1. Mit einem breiten Pinsel trage ich die Farbe auf. Sieht sehr rummelig aus, so kann das natürlich nicht bleiben. 

2. Ich knülle ein Stück eines alten T-Shirts auf Kartoffelgröße zusammen und wische die Farbe wieder ab. Dabei übe ich ein mäßigen Druck auf die Leinwand aus, so dass die Farbe auch gut in den Vertiefungen des Gewebes verteilt wird. Danach muss die Leinwand gut trocknen.

3. Ich mache meine Vorzeichnung.

Danach baue ich mein Bild langsam auf. Alle Farbschichten sind sehr dünn, eigentlich transparent. Verwendete Farben dabei: Umbra natur und Titanweiß. Als Medium benutze ich Liquin Fine Detail.

Das ist eine Variante der Imprimatura.

Eine weitere wäre, dass man sein Bild erst mal komplett mit Kohle auf die weiße Leinwand zeichnet inclusive aller Schatten und Tonwerte. Danach wird diese Zeichnung mit einem Fixativ auf Acrylbasis fixiert. Und die Leinwand danach transparent mit brauner Farbe überzogen.