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 Ölmalerei Level 2    |     ​Malmittel für die Ölmalerei

Malmittel für die Ölmalerei

Malmittel sind ein unerläßliches “Werkzeug” für den klassischen Ölmaler , wenn sie richtig angewendet werden. Im Künstlerbedarf gibt viele bereits vorgefertigte Sorten, die direkt einsatzfertig sind. Es gibt allerdings auch sehr komplizierte und manchmal sogar gefährliche Rezepte, aus denen der Künstler sein eigenes Medium herstellen kann, wenn er nur mutig genug ist.

Ich möchte hier die verschiedenen Malmittel erklären und außerdem ein paar Alternativen vorstellen, mit denen Sie Ihre eigenen Malmittel herstellen können. Ohne Kochen und die damit verbundene Angst, den heimischen Herd in Schutt und Asche zu legen. In den “Rezepten” werden Materialien verwendet, die in jedem einfachen Künstlerbedarf oder online zu haben sind.

Einiges Wissenswertes über Malmittel

Öle, die als Medium in der Ölmalerei Einsatz finden, werden auch trocknende Öle genannt. Der Ausdruck zeigt schon an: die verschiedene Öle haben unterschiedliche Trocknungszeiten und Eigenschaften.

Diese Medien werden mit Ölfarbe gemischt, um z. B. die Konsistenz der Farbe zu verändern (sie transparent oder opak, glänzend oder matt zu machen) oder um die Trocknungszeit zu beeinflussen. Auch für die klassische Lasurmalerei sind Öle unerläßlich.

Malmittel sind farblos, dauerhaft, flexibel und beeinflussen bis auf wenige Ausnahmen nicht die Farben der verwendeten Pigmente. Das Wissen über die verschiedenen Eigenschaften  von Malmitteln gehört zum Basiswissen, das ein Ölmaler haben sollte.

Malmittel für die Ölmalerei

Bereits vorgefertigte und im Handel erhältliche Malmittel

Kopal Harz Medium und Flämisches Sikkativ: Das ist ein Malmittel auf Kopal Harzbasis (schnell trocknendes Medium, das einen Farbfilm mit einem emaillierten Aussehen ergibt). Copal Harz wird heute – soweit ich weiß – nur noch als Zutat in Malmitteln verwendet, und nicht mehr als Firnis. Die Qualität ist nicht gleichbleibend.

Harlem Sikkativ:  Dieses Medium wurde im 19. Jahrhundert von dem französischen Apotheker M. Durozier erfunden und wurde seitdem gern und viel  in der akademischen Malerei verwendet. Es beschleunigt das Trocknen von Ölfarben und hellt die Farben auf.

Beim Einsatz ist allerdings Vorsicht geboten: Das ursprüngliche Siccatif de Haarlem und Siccatif de Courtrai enthält Inhaltsstoffe, die sich im Laufe der Zeit verfärben, nachdunkeln, spröde werden und reißen.

Alkyd Medien wie Liquin sind eine moderne Alternative zum Sikkativ. Es handelt sich dabei um Leinöle mit Alkohol-, Säure- und Kunstharzzusetzungen, die mit allen Ölfarben kompatibel sind. Sie beschleunigen die Trocknungszeit, verändern die Farben nicht und bilden keine Krakelees.

Flämisches Medium: Dieses Gel-Medium enthält Mastix und wird verwendet, um die Effekte der flämischen Meister nachzuahmen oder neu umzusetzen. (Schauen Sie sich die Bilder von Vermeer an.) 

Flämisches Medium eignet sich perfekt für brillante und präzise Detailarbeit. Fertige Bilder haben ein lumineszierendes, glänzendes Aussehen.

Venezianisches Medium: Mastix und Wachs verleihen diesem Medium einen Lackfilm mit seidigem Glanz. Es wird für pastose Arbeiten und Überlagerungen verwendet und reguliert die Trocknungszeit.

Wachsmedium: Es wird den Ölfarben beigemischt und verhindert das Vergilben. Außerdem stärkt es die Oberfläche der Farbe gegen Schrumpfung und Rissbildung und dichtet die Farbschichten ab gegen Schmutz, Luft und Feuchtigkeit.

Liquin
Das flüssige Glanzmedium eignet sich perfekt für feine Detailarbeiten. Es ist das ideale Medium für Bildstellen, bei denen Pinselstriche nicht erwünscht sind. Und es verkürzt die Trocknungszeit eines Bildes um beinahe die Hälfte der Zeit. 

Trocknende Öle und Ölharze
Standöl ist eine dickere Variante von Leinöl, mit einer langsameren Trocknungszeit (nach etwa einer Woche handtrocken, nach bis zu einem Monat staubtrocken). Es ist ideal für Lasurmalerei (wird dann mit einem Verdünnungsmittel oder Lösungsmittel wie Terpentin gemischt) und erzeugt eine glatte, lackartige Oberfläche ohne sichtbare Pinselspuren.

Leinöl wird aus Leinsamen, den reifen Samen von Öllein, hergestellt. Es fügt den Farben Glanz und Transparenz zu und ist in verschiedenen Formen erhältlich. Es trocknet sehr gründlich, so dass es ideal ist für die Untermalung und die ersten Schichten in einem Gemälde. Leinöl ist ein beliebtes Allzweck-Medium; das blassgelbe Öl trocknet innerhalb von 3 – 5 Tagen.

Kaltgepresstes Leinöl trocknet etwas schneller als gebleichtes Leinöl und ist von besserer Qualität. Dieses Öl trocknet sehr gut aus, weshalb es auch gern als Bindemittel beim Herstellen von Farben mit Pigmenten verwendet wird.

Gebleichtes Leinöl wird monatelang der Sonne ausgesetzt, allerdings unter Verschluss, damit es nicht verdampft. Als Resultat entsteht ein Öl, das nicht so schnell zur Vergilbung neigt.

Aber Achtung: Alle Leinöle gilben später nach. Die Anwendung mit weißen, sehr hellen oder blauen Farbtönen sollte daher vermieden werden.

Mohnöl  ist ein sehr helles Öl, transparenter und weniger gelb als Leinöl, so dass man dieses Öl häufiger für weiße, helle und blaue Farben verwendet. Es gibt der Ölfarbe eine weiche Konsistenz wie Butter. Mohnöl trocknet länger als Leinöl, ca. fünf bis sieben Tage, wodurch es ideal ist für Nass-in-nass-Arbeiten. Weil es so langsam trocknet, sollte man dieses Öl nie bei der Untermalung eines Bildes verwenden; man riskiert ein Krakelee.

Walnussöl ist ein blasses gelb-braunes Öl mit einem markanten Geruch. Es ist ein dünnes Öl und kann dazu verwendet werden, Ölfarben flüssiger zu machen. Da es weniger gilbt als Leinöl (aber mehr als Distelöl), eignet es sich gut für helle Farben. Walnussöl trocknet in vier bis fünf Tagen. Es ist ein teures Öl und muss richtig gelagert werden, ansonsten wird es schnell ranzig.

Venezianisches  Terpentin gehört in die Ölharz-Kategorie. Der gezielte Einsatz von venezianischem Terpentin sorgt in Lasuren für Glanz, macht aber bei übermäßiger Verwendung die Bildoberfläche (z.B. beim späteren Reinigen) sehr verwundbar.

Nun haben wir über alle im Handel erhältlichen sofort einsatzfähigen Malmittel gesprochen, Zeit also für unsere eigenen Rezepte. Auf geht´s!

Einfache Rezepte, die Sie zu Hause machen können


Jedes der nun vorgestellten Malmittel ist qualitativ keineswegs schlechter als die industriell gefertigten Malmittel – wenn Sie möchten, können Sie grundsätzlich auch ausschließlich Ihre eigenen Mixturen verwenden. Genauso, wie es die alten Meister jahrhundertelang vor Ihnen taten.

Basis-Medium
3 Esslöffel Dammarharz
3 Esslöffel  Standöl
6 Esslöffel Terpentin 
12 Tropfen Lavendelöl (erst kurz vor der Verwendung zufügen)
Dies ist ein gutes Malmittel für alle Lasurtechniken.

Balsam Medium
6 Esslöffel verdicktes Öl
6 Esslöffel Dammarharz
3 Esslöffel Venezianisches Terpentin (Balsam)
12 Tropfen Lavendelöl (erst kurz vor der Verwendung zufügen)
Die Verwendung dieses Malmittels benötigt einige Übung, aber es kann Ihrer Farbe einen Buntglaseffekt geben.

Venezianisches Lasurmedium 
9 Teile Dammarharz
9 Teile Terpentin
4 Teile Standöl
2 Teile Venezianisches Terpentin

Für mehrfache Lasuren einfach bei jeder neuen Schicht ein paar Tropfen Standöl zufügen. (Das ist übrigens ein Rezept, welches aus der Malschule von Vermeer stammt.)

Man sollte nie mehr Malmittel herstellen, als man innerhalb von 6 Monaten gebrauchen kann. Zum Lagern empfehlen sich normale Schraubgläser. Bewahren Sie die Malmittel an einem kühlen, dunklen Ort auf.

Ein Sicherheitshinweis: Denken Sie bitte immer daran, dass all diese Materialien schädlich sein können, wenn sie falsch verwendet werden. Sie gehören also nicht in Kinderhände oder in die Nähe der Fressnäpfe Ihrer Haustiere.

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