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Vom richtigen Umgang mit Kritik

Angst vor Kritik kann talentierte Menschen, die sonst vielleicht Großes in der Kunst leisten könnten, entsetzlich lähmen. Und dabei könnte aber die richtige Kritik von den richtigen Leuten Ihr wichtigstes Werkzeug zur Verbesserung Ihrer Arbeit sein.

Richtige Kritik hat nichts mit Niedermachen zu tun, sie soll helfen. Anregungen geben. Brücken bauen.

Wenn Sie jemand kritisiert, dann hören Sie gut zu. Stellen Sie sich folgende Fragen: “Inspiriert mich diese Aussage? Bringt sie mich dazu, bessere Kunst zu machen und härter zu arbeiten, oder sollte ich nicht besser aufgeben?”

Kritik Es gibt schlechte und nutzlose Kritiken
Wenn jemand versucht Sie soweit zu bringen, dass Sie aufgeben, dann ist das keine gute Kritik. Machen Sie sich bewusst, dass es der anderen Person nicht um Sie und Ihr Wohl geht, sondern nur darum, Ihnen wehzutun. 

In den Social Media z.B. gibt es ungehobelte Trolle, die nur darauf aus sind, andere zu verletzen. Oftmals nur deshalb, weil sie insgeheim von Neid zerfressen sind. Lassen Sie diese Menschen stehen, blockieren Sie sie, gehen Sie ihnen aus dem Weg. Die bringen Sie kein Stück weiter.

Wenn Sie Ihre Bilder irgendwo ausstellen und Ihre Besucher beginnen mit Ihnen von oben herab zu sprechen und verwenden eine Terminologie, die Sie nicht verstehen, oder wenn sie mehr über sich selbst als über Sie reden, dann sind ihre Gedanken zu Ihrer Arbeit auch keinen Pfifferling wert.

Es gibt gute Kritiken
Wenn eine Kritik aber dazu führt, dass Sie sofort zu Ihrer Arbeit zurückkehren wollen, oder wenn sie Ihnen neue Ideen für Ihre Arbeit gibt, Sie inspiriert oder Ihre ungelösten Fragen beantwortet, dann Glückwunsch! Das ist genau, was Sie brauchen.

Sie müssen die Kontrolle übernehmen
Kritiken kann man durchaus steuern. Suchen Sie sich Ihre Kriktiker einfach selbst aus.

Vielleicht gibt es in Ihrem Umfeld einen Künstler, den Sie bewundern und von dem Sie wissen, dass er ein nachdenklicher, aufgeschlossener Mensch ist, der bereit ist, sich auf Ihre Arbeit zu konzentrieren – dann fragen Sie ihn. Lassen Sie ihn am besten schon von Anfang an wissen, wonach Sie eigentlich suchen. Ungefähr so: “Ich bin auf der Suche nach einer gründlichen Kritik. Was ist positiv? Was negativ? – Bitte machen Sie sich keine Sorgen um meine Gefühle.”

Selbst wenn Sie den Künstler persönlich nicht kennen – versuchen Sie es! Solange Sie höflich sind und nicht unbedingt eine Antwort erwarten gibt es keinen Grund, dass Sie einem Künstler nicht schreiben sollten.

Sie werden überrascht feststellen, dass konstruktive Kritik viel leichter zu verarbeiten ist als wenn jemand aus der Hüfte auf Sie schießt. Und diese Kritik wird Sie auch sehr viel weiterbringen, als wenn Sie sich zum tausendsten Mal “Ach, das ist nett” von Ihrer Tante Paula anhören.

Kunst ist und bleibt immer ein Lernprozess, der nie endet. Wenn Sie stets in Ihrer eigenen Soße kochen, dann kommen Sie nicht viel weiter.

Feedback ist wichtig.

Sie können sogar nur nach bestimmten Aspekten Ihrer Arbeit fragen, etwa so: “Ich bin sehr zufrieden mit den Farben, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Proportionen stimmen.” (Das ist jetzt nur ein Beispiel.)

Wenn eine Kritik zu negativ oder zu positiv ist oder in eine Richtung geht, von der Sie nicht das Gefühl haben, dass sie Ihnen hilft oder Sie dazu bringt, sich defensiv zu fühlen, dann fragen Sie nach einer Veränderung: “Ich bin mehr daran interessiert, über die Gestaltung zu sprechen als über die Auswahl der Modelle.”

Suchen Sie nach hilfreicher Kritik
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Sie ein viel härterer Kritiker Ihrer eigenen Arbeit sind als jeder andere es jemals sein wird. Wenn Sie Ihre Arbeit für ein breiteres Publikum öffnen, dann werden Sie wahrscheinlich von den hilfreichen und interessanten Diskussionen angenehm überrascht sein.

Einige Orte, die hilfreicher Kritik förderlich sind, sind: in Ihrem Zuhause mit Familie und Gästen, auf Online-Plattformen, in einer Galerie, einem Café oder bei Kunstkursen, Kunstmessen und Kunstwettbewerben.

Wenn die Angst vor Kritik Sie daran hindert, Ihre Arbeit jemandem zu zeigen, dann sollten Sie ganz anonym im Internet beginnen. Sie können dann allmählich den Risikofaktor erhöhen, indem Sie zum Beispiel eine Austellung in einem Café veranstalten, wo Sie niemand kennt. Dazu können Sie sich  eine Gruppe unterstützender Personen (Freunde, Familie) zur Eröffnung einladen, und so weiter.

Sobald Sie ein Publikum haben, mit dem Sie sich wohl fühlen, dann öffne Sie sich für andere. Fragen Sie nach ihren positiven und negativen Gedanken.

Seien Sie nicht überrascht, wenn Sie in einer kritischen Situation zu zittern, zu erröten oder zu schwitzen beginnen. Das ist eine normale körperliche Reaktion, jeder Künstler hat zu irgendeinem Zeitpunkt sowas erlebt. Diese Symptome sind viel weniger sichtbar als Sie glauben – die Menschen um Sie herum werden es wahrscheinlich nicht mal wahrnehmen. Und wenn schon - das macht Sie als Mensch nur sympathischer.

Unerwünschte Kritik verhindern
Manchmal wissen Sie, dass Sie nicht in der mentalen Stimmung sind, um Kritik zu empfangen. Vielleicht ist Ihre Arbeit noch nicht fertig, vielleicht h0ben Sie auch gerade ganz andere Sorgen oder Sie wissen, dass Ihr Kritiker Sie gleich sehr verletzen wird. Dann bringen Sie das klar zum Ausdruck, etwa so: “Im Moment möchte und kann ich keine Kritik dazu hören. Ich werde es Dich wissen lassen, wann ich dazu bereit bin.”

Bei Ausstellungseröffnungen können Freunde sehr hilfreich sein. Sprechen Sie mit ihnen darüber und bitten Sie sie, bei heftiger Kritik sofort einzugreifen und Sie davor zu schützen.

Argumentieren Sie nicht
Gegen Kritik zu argumentieren ist sinnlos. Jeder Facebook-Nutzer weiß das. Dein Angreifer fühlt sich dann erst richtig provoziert und wird nun richtig böse. Damit ist niemandem geholfen, am wenigsten Ihnen selbst.

Sie werden niemanden überzeugen, Ihre Arbeit zu mögen, wenn derjenige Sie nicht mag. Darüberhinaus ist solche Kritik keine Bemühung des Kritikers, Ihnen zu helfen oder Neues über Ihre Arbeit zu erfahren.

Wenn jemand etwas grundlos Beleidigendes über Ihre Kunst sagt, dann machen Sie einen Schritt zurück und sehen Sie sich den Kritiker an. Fragen Sie sich, warum ist diese Person so ungehalten über Ihre Kunst?

Negative und unproduktive Kritik zeigt keine Überlegenheit, sondern Schwäche und Unsicherheit. (Große Künstler sind in der Regel sympathisch und interessiert an anderen Künstlern, ihnen kommt es nicht mal in den Sinn, andere zu beleidigen). Die kleinen Wadenbeißer gehören eher ins Lager der wenig Talentierten, Nicht-Erfolgreichen und sie sind von Neid und Missgunst zerfressen. Das müssen Sie sich klarmachen.

Versuchen Sie, so eine “Unterhaltung” schnellstens zu Ende zu bringen, sie zieht Sie sonst nur runter. Zeigen Sie nicht, wie verletzt Sie sich fühlen, das ist nur Wasser auf die Mühlen Ihres Gegners.

Hören Sie sich selbst zu
Wenn eine Kritik zu heftig war, dann lauschen Sie in sich hinein. Sie sind der Schöpfer Ihrer eigenen Werke, Ihre Bilder sprechen Ihre Sprache. Erwarten Sie nicht, dass jeder sie versteht.

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