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Zeichnen | Blenden mit Buntstiften
Die Arbeit mit Buntstiften macht viel Spaß und man kann mit diesem Medium erstaunliche Zeichnungen erstellen. Jedenfalls wenn man weiß, wie man die Stifte gebrauchen muss und wie man das Optimale aus dieser Technik herausholt. Ein wichtiges Kapitel zum Zeichnen mit Buntstiften ist das Verblenden bzw. Mischen der Farben.
Ganz wichtig: Ihre verwendeten Materialien beeinflussen die Mischbarkeit!
Es fängt an bei dem richtigen Papier. Wenn Sie Anfänger sind, dann sollten Sie sich einen Zeichenblock von Strathmore kaufen, die gibt es ganz speziell für Buntstifte. Oder, und das wäre mein eigener Favorit: Bristol von Fabriano. Der ist nicht ganz so glatt wie der aus dem Hause Canson. Auch die Wahl der Buntstifte und der verwendeten Blender ist von großer Bedeutung - ich werde weiter unten noch darauf eingehen. Man erhält unterschiedliche Ergebnisse mit verschiedenen Buntstiftmarken sowie auch mit verschiedenen Pigmenten innerhalb jeder Marke. Einige Stifte sehen beim Mischen etwas kreidig aus und sind nicht leicht zu verschmieren. Andere wiederum haben eine weichere Wachsbasis, die sie ein wenig transparenter und formbarer macht. Bei hochwertigen Stiften mit viel Pigment werden sie auch feststellen, dass sich einige Farben aufgrund der Art des enthaltenen Pigments leichter mischen lassen. Andere sind merklich trockener, körniger und wieder andere undurchsichtiger als andere.
Es gibt viele Methoden zum Mischen von Buntstiften. Man kann sie in drei Gruppen einteilen:
Farbschichten überlagern Die kleine Abbildung zeigt es eigentlich schon: Der einfachste Weg, Buntstifte zu mischen, besteht darin, die Farbschichten nur mit den Buntstiften zu überlagern: da, wo die Zeichnung blau sein soll, zeichnet man eine opaque blaue Farbschicht. An der Stelle, an der sich die Farben vermischen sollen, nimmt man den Druck aus der Hand und zeichnet eine transparente blaue Farbschicht. Darauf kommt dann eine transparente grüne Farbschicht, die nach rechts hin wieder opaque wird. Das ist, wie gesagt, die einfachste Methode. Allerdings nicht die beste, das Resultat ist doch sehr dürftig und erinnert an Zeichnungen aus Kindertagen.
Und es gibt Stifte, die das Blenden übernehmen.
Cretacolor Lightning
Diesen Stift kannte ich bisher nur vom Zeichnen mit Bleistiften. Man setzt ihn ein, um nachträglich Lichtakzente in seine Zeichnung zu bringen, er hellt das Graphit auf. Tatsächlich aber funktioniert er auch prima als Blender für Buntstifte.
Caran D'Ache Full Blender
Eigentlich denkt man beim Namen Caran D'Ache an ausgezeichnete Qualität. Dieser Blender hat mich allerdings nicht überzeugt, leider.
Derwent Burnisher
Auch den Burnisher habe ich bislang nur bei Bleistiftzeichnungen eingesetzt, um Teile der Zeichnung zu blenden und abzudunkeln. Für Buntstifte allerdings ist er nur in Maßen geeignet - es gibt bessere Alternativen.
Wenn ich von "Trockenblenden" spreche, dann meine ich ein Mischen ohne Lösungsmittel, aber mit einem anderen Werkzeug als den Buntstiften. Die Mischwerkzeuge, die ich am häufigsten benutze, sind ein paar Haushaltsgegenstände: Papiertuch und ein altes Handtuch. Beide eignen sich hervorragend zum Mischen von Buntstiften und zum Erzeugen einer glatten Oberfläche. Ist nur ziemlich mühselig. Relativ neu auf dem Markt ist ein Blending-Puder. Dieses Puder ist leider noch nicht in deutschen Künstlerbedarfsgeschäften angekommen, man kann es aber leicht über Amazon beziehen. Die Handhabung ist denkbar einfach: Man taucht einen (sauberen) Estompen in das Puder, bis die Spitze bedeckt ist von dem Puder, und damit blendet man dann seine Buntstift-Flächen. Feine Sache, funktioniert prima.
Ich verwende drei verschiedene Lösungsmittel zum Blenden von Buntstiften. In der Reihenfolge von mild bis aggressiv sind Alkohol, geruchlose Lösungsbenzine und Terpentin. Lösungsmittel wirken, indem sie das Bindemittel, das das Pigment zusammenhält, abbauen. Wenn das Bindemittel bis zu einem gewissen Grad aufgelöst ist, fließt das Pigment fast wie Farbe zusammen. Bevor Sie irgendein Lösungsmittel mit einem Buntstift ausprobieren, testen Sie es erst auf einem Stück Ihres Papiers. Auf diese Weise stellen Sie sicher, dass Ihr Papier der Lösungsmittelmischung standhält. Nichts ist frustrierender, als wenn sich Ihr Papier wellt oder verzieht, wenn es nass wird. Es ist auch eine gute Möglichkeit um zu testen, wie Ihre Farben auf die verschiedenen Lösungsmittel reagieren, bevor Sie mit Ihrer Zeichnung beginnen. Also zuerst testen!
Aus Japan kommt dieser Blender. Es gibt ihn als Stift und auch auch in flüssiger Form (man taucht die Spitze eines Estompens in die Flüssigkeit und blendet dann mit dem Estompen). Mit dem Holbein Meltz verblendete Flächen erhalten ein aquarellartiges Aussehen.
Eigentlich ein Alkohol zum Reinigen von verschmutzten Flächen. Funktioniert aber auch gut als Blender für Buntstifte. Gibt es leider - wie auch den Holbein Meltz - nicht im deutschen Fachhandel. Nur über Amazon. Aber vielleicht gibt es ja auch eine deutsche Alternative, einfach mal im Baumarkt fragen.
Auch Waschbenzin eignet sich zum Blenden. Man sollte es allerdings nur in gut durchlüfteten Räumen verwenden.
Sehr populär unter Buntstift-Zeichnern ist GAMSOL Odorless Mineral Spirits, leider ist auch dieses nicht in Deutschland erhältlich.
Terpentin eigent sich auch gut, ebenso wie Terpentin-Ersatz. Der Nachteil allerdings besteht darin, dass Terpentin auch Öle enthält, die das Papier oft etwas speckig werden lassen.
Kommt aus Großbritannien und ist ein relativer Neuling auf dem Markt: Zest It. Mein absoluter Favorit. Riecht angenehm, macht keinen schweren Kopf, lässt sich hervorragend verarbeiten und das Ergebnis ist super. Ich brauche keine anderen Blender mehr.
Wichtig: Nicht jeder dieser Blender funktioniert mit jeder Buntstiftmarke gleich gut. Sehr gute Ergebnisse habe ich bei allen getesteten Buntstiftmarken eigentlich nur mit dem Cretacolor Lightning, dem Blending Puder und mit Zest It erzielt. Wenn Sie gern mit Buntstiften zeichnen, dann würde ich mir diese 3 Sachen anschaffen. Ihre Kunst erhält dadurch eine ganz neue Dimension.
Erhältlich bei Amazon
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