Herzlich willkommen zu unserem neuen Bild.
Heute soll es eine Birne sein.
Pah! Eine Birne! wird so mancher von Euch vielleicht denken. Was soll daran schwer sein? Die Form ist es nicht, das kann jedes Kind. Die Schwierigkeit hier liegt eher in der Textur der Birne. Und, erinnert Euch, die Textur eines Gegenstands spielt in der realistischen Malerei eine sehr wichtige Rolle.
Aber der Schein trügt, eine Birne ist gar nicht so einfach zu malen. Macht einfach mal mit!
Ich male hier auf einem Paneel, das ich bereits grundiert habe. Und zwar mit schwarzem Gesso.
Meine Birne habe ich mir schon vorgezeichnet.
Als erstes wird der Hintergrund angelegt. Dafür verwende ich Kasslerbraun. Aus dem Hause Williamsburg, das ist das beste (und deckendste) Kasslerbraun.
Durch die schwarze Grundierung und die gute Deckkraft dieser Farbe reicht ein einziger Farbauftrag.
Achtet beim Malen darauf, dass die Konturen der Vorzeichnung erhalten bleiben.
Wenn Ihr nicht so ruhige Hände habt oder von Euch selbst wisst, Ihr seid etwas ungeduldig und viel zu schnell, dann nehmt entlang der Konturen besser einen kleineren Pinsel. Sicher ist sicher.
Für die Tischplatte mische ich ein Grau aus Titanweiß und Kasslerbraun. Ein sehr warmes bräunliches Grau. Jetzt habe ich eine dunkle Farbfläche für den Hintergrund. Und eine helle für den Vordergrund.
Diese Farbflächen veblende ich jetzt. Dafür verwende ich einen Lasurpinsel. Oder, wie er auch genannt wird, einen Mop. (Falls Ihr nicht wisst, was das ist: HIER könnt Ihr es nachlesen.)
Wenn das getan ist und die Farben schön ineinander fließen, dann stelle ich mein Bild zur Seite und lasse es ein paar Tage trocknen.
Als nächstes untermale ich jetzt das Blatt. Mit einem selbstgemischten Grün aus Indigo, hellem Kamiumgelb und einem Hauch Lichtem Ocker.
Für die Blattnerven verwende ich die gleiche Kombination. Allerdings mit etwas mehr Indigo, um das Grün abzudunkeln.
Auch wenn Die Highlights auf den Blattnerven im Film aussehen wie Gelb - es ist kein Gelb, sondern ein sehr helles Grün. Wieder gemischt aus Indigo, Lichtem Ocker und - Ihr ahnt es - wesentlich mehr Kadmiumgelb.
Den Stiel grundiere ich zunächst mit Umbra natur. Mit einem bräunlichen Orange (gemischt aus Kadmiumrot hell, Kadmiumgelb hell und etwas Umbra natur) setze ich erste Highlights auf den Stiel. Danach gebe ich etwas Titanweiß an mein Braun-Orange, und setze noch weitere Highlights.
Aus lichtem Ocker, etwas hellem Kadmiumgelb und etwas Umbra natur mische ich mir dann die Farbe für die Untermalung der Birne.
Diesen Farbton kann man prima modulieren. Das heißt: mit etwas Weiß aufhellen oder aber mit mehr Umbra abdunkeln.
Genau das probiere ich hier in diesem Stadium des Bildes: Objekte erhalten erst durch Licht und Schatten eine Form und werden plastisch.
Abschließend verblende ich die entstandenen Farbflächen mit dem Lasurpinsel. Eher tupfend als streichend, denn wir malen ein Bild. Und streichen keine Tür.
Und damit schließen wir die Untermalung ab. Jetzt muss das Bild ein paar Tage gut durchtrocknen.
Sobald das Bild getrocknet ist, folgt die weitere Ausarbeitung von Licht und Schatten. Und eventuelle Farbkorrekturen. Ich beginne hier mit den Highlights auf der Birne.
Ich verwende die gleiche Farbmischung wie bei der Untermalung, also Lichter Ocker, etwas helles Kadmiumgelb und ein wenig Umbra. Und ich gebe nun einen Hauch Titanweiß dazu.
Außerdem füge ich meiner Farbmischung ein paar Tropfen Liquin hinzu, dadurch wird die Farbe streichfähiger und etwas transparenter. Das ist genau der Effekt, den ich jetzt brauche.
Für die Schatten auf der Birne verwende ich eine Mischung aus Lichtem Ocker, einem Hauch Kadmiumrot und Umbra natur. Durch Zugabe von Umbra kann man diese Farbe auch noch abdunkeln.
Auch an dem Blatt muss natürlich noch jede Menge passieren. Ich vertiefe die Schatten mit Saftgrün.
Achtung!
Die Farbe Saftgrün sieht bei jedem Hersteller anders aus.
Saftgrün von Norma Professional ist zum Beispiel ein relativ helles, deckendes Grün.
Ich verwende Saftgrün der Firma Rembrandt - ein dunkles, sattes Grün und eine transparente Farbe. Schließlich möchte ich die Blattadern behalten und nicht komplett übermalen.
Für das helle Grün vermische ich mein Saftgrün mit einem Hauch Kadmiumgelb und ein wenig Titanweiß.
Mit dieser Farbe setze ich nicht nur ein bisschen Licht auf das Blatt, sondern akzentuiere auch die Blattnerven noch etwas.
Aber auch die Birne braucht nochmals ein wenig Aufmerksamkeit:
Licht und Schatten hatte ich auf meiner Birne schon angelegt. Jetzt, nach dem Trocknen der Farbe, fehlt mir ein wenig Tiefe. Ich werde also meine Lichter und meine Schatten noch ein wenig vertiefen.
Ich verwende die gleichen Farben wie beim ersten Anlegen von Licht und Schatten, nur dass die Schattenfarbe nun einen Hauch dunkler ist. Also mehr Umbra enthält. Und die Farbe für's Licht bekommt einen größeren Anteil Weiß zugesetzt. An manchen Stellen tendiert die Schattenfarbe zum Rötlichen: dann gebe ich ein wenig Kadmiumrot zu meiner Birnen-Farbe.
Jetzt kommt ein Griff in die Trickkiste. Ich tauche einen breiten, trockenen Lasurpinsel in meine weiße Farbe.
Nur die vordersten Haarspitzen.
Danach streiche ich den Pinsel gut an der Palette ab. Wenn ich nun mit dem Pinsel im rechten Winkel zum Paneel vorsichtig tupfe, dann erhalte ich damit eine feine Struktur, die der Birnenhaut gleicht.
Wenn Du das noch nie gemacht hast, dann probiere diese Technik erst auf einer alten Leinwand aus.
Das Gleiche nochmal in den Schattenbereichen, nun aber mit Umbra am Pinsel.
Ansonsten: Kontrolliere Deine Birne. Ich gebe hier und da jetzt noch etwas Farbe hinzu - ein wenig Grün hier, ein wenig Orange dort.
Kontrolliere zum Ende Deine Konturen nochmals.
Sehen sie irgendwo angefressen aus? Dann korrigiere das.